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Immobilien-Entwicklung mit
mittelhessischem Teamgeist

Eine starke Gemeinschaft am Mittelhessenstand: die 36 Standpartner und Sponsoren waren drei Tage lang auf der größten europäischen Gewerbeimmobilienmesse (Foto: Tilman Lochmüller)

Gemeinschaftsstand zum 15. Mal auf der Expo Real in München - Vertragsabschluss für Hochhaus-Bau von Lupp - Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir zu Gast

Wie können der ländliche Raum, aber auch die Ballungsgebiete der Region von der Dynamik des Immobilien-Booms profitieren? Diese Frage stand für viele Vertreter der Kommunen und Unternehmen am mittelhessischen Gemeinschaftsstand im Fokus. Insgesamt 36 Teilnehmer haben sich vom 7. bis 9. Oktober 2019 auf der Expo Real in München unter dem Dach des Regionalmanagements Mittelhessen zusammengetan, um auf der größten europäischen Immobilienmesse Präsenz zu zeigen, Kontakte zu pflegen und Projekte zu entwickeln. Die Experten sehen noch kein Ende des Booms, wie Sina Lupp von der Adolf Lupp GmbH & Co KG aus Nidda erklärt: „Wir sind bis Ende des nächsten Jahres komplett ausgelastet. Heute konnten wir heute einen Vertrag über die Erstellung eines Hochhaus-Rohbaus für das Büroturmprojekt „99 West“ im Frankfurter Senckenberg-Quartier unterzeichnen. Mit 23 Millionen Euro war das war bisher der größte Erfolg, den wir direkt mit nach Hause nehmen können.“ Dem können auch die weiteren Unternehmen am Stand zustimmen:

Jörg Fischer von der GHI Gesellschaft für Handel und Immobilien mbH aus Linden beschäftigte sich konkret mit einem großen Pflegeheim mit betreutem Wohnen in Weimar und einem Fachmarktzentrum in Braunfels: „Wir sind sehr zufrieden. Das ist eine tolle Plattform und ich bin begeistert, wie das Ganze gewachsen ist. Man macht sich aber auch Gedanken: wohin geht die Reise im Immobilienmarkt?“ Jochen Ahl, Senior Partner der IMAXX bilanziert: „Eine so starke Dynamik habe ich seit 30 Jahren bisher nicht erlebt, der Markt ist extrem in Bewegung, wir in Mittelhessen sind mittendrin im Geschehen und haben einen guten Anteil daran. Durch die Nähe zum Rhein-Main-Gebiet profitieren wir gewaltig.“ Dem konnte auch Klaus Rohletter zustimmen, Vorstandssprecher der Limburger Bauunternehmung Albert Weil AG: „Wir glauben, dass der Boom auch in Mittelhessen weitergeht, dass aber andere Themen eine Rolle spielen: der Einzelhandel ist weniger bedeutsam, dafür steigt die Nachfrage im Bereich Wohnraum, hier werden mit Flächen und Baurecht neue Angebot geschaffen.“ Die Limburger Amadeus Group habe ihre Heimatregion wieder in den Fokus genommen, wie Geschäftsführer Dirg Parhofer erläutert: „Wir machen jetzt mehrere Projekte in Limburg, unter anderem rund 100 Wohnungen im ICE-Gebiet, wo wir natürlich versuchen, bezahlbaren Wohnraum möglich zu machen. Dort sind die Grundstückswerte noch in einer überschaubaren Größenordnung und deswegen sind wir sind guter Dinge, dass wir das auch hinbekommen.“ In drei Tagen auf der Expo Real spreche er mit so viele Menschen wie normalerweise in drei Monaten im Büro. „Jeder ist hier, die Entscheider sind hier, da kann man Dinge direkt zum Abschluss bringen.“

Der Hessische Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, Tarek Al-Wazir im Gespräch (im blauen Hemd, Foto: Tilman Lochmüller)

Einer der Besucher auf dem Mittelhessenstand war der Hessische Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, Tarek Al-Wazir, der sich bei Vertretern mittelhessischer Banken über die Gefahr einer Immobilienblase erkundigte. Dr. Peter Hanker, Vorstandssprecher der Volksbank Mittelhessen verneinte das für die Region. „Solange Mieten bezahlt werden, gibt es der Markt her“, hieß es von den regionalen Bankern, und dass Mittelhessen ein Standort sei, an dem man gut miteinander umgehe. Dennoch: „Vier von zehn Darlehensanfragen werden abgelehnt. Das zeigt, wie genau Kreditanfragen auf Nachhaltigkeit geprüft würden,“ betonte Dr. Lars Witteck, Vorstand der Volksbank Mittelhessen. Er zeigte sich begeistert von der Frequenz am Stand der Region Mittelhessen und den Gesprächen mit Externen und zwischen den Playern in der Region. „Alle arbeiten gemeinsam an dem Ziel, die Region nach vorne zu bringen, den ländlichen Raum zu stärken und bezahlbaren Wohnen zu ermöglichen.“ Dem konnte auch Ilona Roth, Vorstand der Sparkasse Gießen zustimmen: „Wenn Immobilien da sind, werden sie vom Markt aufgenommen. Es mangelt eher an Flächen.“ Bei Daniel Beitlich von der Revikon GmbH erkundigte sich der Minister nach der Akzeptanz in der Bevölkerung bei der Ansiedlung von Logistik-Unternehmen wie dem Versandhändler Otto in Gießen. Da das „Gewerbegebiet am alten Flughafen“ bereits vor der Konversion für Logistik genutzt worden sei, gebe es hier keine Schwierigkeiten, sagte Beitlich. Vielmehr kompensiere die Otto-Ansiedlung den Jobverlust, der durch den Abzug der US-Armee und ihrer Einrichtungen entstanden sei. Alte Flächen wie diese aufzubereiten, sei das Geschäftsmodell von Revikon und werde nun auch von weiteren Kommunen angefragt. Al Wazir fragte auch nach dem nachhaltigen Mobilitätskonzept, mit dem Mitarbeiter künftig in die Gewerbegebiete kommen sollen. Das Gebiet am alten Flughafen sei ein Paradebeispiel: gut an die Stadt angebunden und trotzdem nah an der Autobahn, das mache für einen Logistiker, der in allen Bereichen viele Arbeitskräfte brauche, viel aus und sei die Alternative zur grünen Wiese. Gießens Bürgermeister Peter Neidel berichtete von weiterhin großem Interesse bei den Investoren: „Wir haben als Stadt leider keine eigenen Flächen mehr, aber wir haben private Investoren und Eigentümer von Flächen, wo wir gerne vermitteln und Ansiedlungen befördern möchten.“ Von sehr konkreten Anfragen in Richtung Logistik wusste auch Dr. Jens Mischak, Kreisbeigeordneter des Vogelsbergkreises: „Für uns als ländlich geprägter Landkreis ist das immer relevant. Nach der großen Ansiedlung in Mücke müssen wir in den nächsten Jahren schauen, dass wir mehr Flächen bekommen. Die Städte entlang der Autobahnen sind immer interessant für potenzielle Investoren.“ Die Gewerbegebietsentwicklung in Mittelhessen war auch das Thema von Wetzlars Oberbürgermeister Manfred Wagner: „Wir verspüren zunehmen, wie schwierig es wird, entsprechende Gebiete aufzuschließen und glaube, wir brauchen unbedingt entsprechende Gebiete, um die Potentiale, die Mittelhessen hat, weiter zu verstärken. Wenn wir uns die Aussagen der Regionalentwicklungen anschauen, welche Flächenpotentiale es in Zukunft gibt entlang der Hauptverkehrsachsen, dann werden wir uns miteinander Gedanken machen müssen: wo schaffen wir natur- und artenschutzrechtliche Ausgleichsflächen. Das ist ein spannender Punkt und es lohnt sich, das interkommunal miteinander anzugehen.“

Dr. Marius Hahn (Bürgermeister der Stadt Limburg), Jens Ihle (Geschäftsführer des Regionalmanagements Mittelhessen), Minister Tarek Al-Wazir, Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich, Wolfram Dette (ehrenamtlicher Kreisbeigeordneter Lahn-Dillkreis, v.l.n.r., Foto: Tilman Lochmüller)

Mit seiner Regionalplanung war das Regierungspräsidium Gießen zum ersten Mal auf der Messe vertreten. Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich betonte: „Weil wir die Herausforderungen am besten partnerschaftlich und gemeinsam angehen, bieten an, direkt vor Ort erste Gespräche zu Umsetzungen zu führen.“ Planer Harald Metzger erklärte: „In der Neuaufstellung des Regionalplans Mittelhessen wird das Thema Gewerbeflächen ein beherrschendes Thema. Wir sind im Moment dabei, ein Gewerbeflächenkonzept aufzustellen, das derzeit in die Endphase geht. Hier auf der Messe kommen wir außerhalb der öffentlichen Abfrage auch informell mit den Betroffenen ins Gespräch.“ Die Behörde betrete auf diesem Weg Neuland. Dr. Ullrich ist von dem Auftritt angetan: „Alles, was in Mittelhessen in der Immobilienwirtschaft Rang und Namen hat, ist hier in München versammelt.“

Bei Stephan Faber von Faber & Schnepp erfuhr der Minister Tarek Al-Wazir auch von den Problemen mittelständischer Bauunternehmen: So gebe es mangels neuer Steinbrüche kaum Möglichkeiten, bei Bauarbeiten entstandenen Erdaushub zu verfüllen. Zudem gebe es Rohstoff-Probleme beim Straßenbau. Der für den Asphalt notwendige qualitativ gute Stein wandere zunehmend in die Beton-Mischungen der Baustellen im Rheinmain-Gebiet. Doch man profitiere auch von der Nähe der Metropolregion, so Wolfram Dette, der als Dezernent des Lahn-Dill-Kreises vor Ort war: „Das bezahlbare Wohnen in Mittelhessen sehe ich als Attraktivitätschance gegen die hochverdichtete Rhein-Main-Region, wo das Wohnen so teuer und schwierig geworden ist, dass die Leute lieber pendeln. Und dem Pendeln können wir entgegenwirken, indem wir Arbeitsplätze vor Ort bereit halten.“ Dies könne unter anderem durch Co-Working funktionieren, sich die kommunalen Wirtschaftsförderer einig: Dr. Manfred Felske-Zech vom Landkreis Gießen ist überzeugt: „Coworking gewinnt im ländlichen Raum an Bedeutung: die Verkehrsströme in die Metropolen kann ich vor allem im Dienstleistungsbereich dadurch vermindern, indem ich Möglichkeiten im ländlichen Raum anbiete, so dass Pendlerbewegungen eingeschränkt werden können. Wir aktivieren den ländlichen Raum als Ort zum Leben und Arbeiten. Wenn sich kleinere Unternehmen dort ansiedeln, bleiben die Arbeitswege so kurz wie möglich, das verbinde ich mit einer hohen Lebensqualität. So wird und bleibt Leben auf dem Land attraktiv.“ Dr. Blümling von der Stadt Marburg ergänzt: „Bedarf ist da am mobilen Arbeiten, Notebook auspacken, irgendwo hinsetzen, dann loslegen. Diese Möglichkeiten werden von immer mehr Unternehmen geschaffen und von Selbständigen so schon genutzt und da werden auch wir uns entsprechend bewegen.“ Dr. Hüttemann vom Landkreis Marburg-Biedenkopf ergänzt: „Sowas wird auch in ambitionierten Mittelzentren realisiert, und auch von kommunaler Seite kann man dadurch ein Handlungsfenster aufmachen. Auf diese Weise können wir innovative Unternehmen gewinnen, die neue Wege gehen.“ Dem stimmt auch Dr. Marius Hahn, Bürgermeister der Stadt Limburg zu: „Unternehmen sagen bewusst, wir gehen aus dem Ballungsgebiet mal raus und schauen uns andere Regionen an, davon kann natürlich auch Mittelhessen profitieren.“ Dass neben den Arbeitsplätzen die Fachkräfte ein Thema sind, weiß auch Dr. Mischak: „Das ist die größte Herausforderung und geht auch unsere Bestandsunternehmen an, ganz losgelöst von neuen Ansiedlungen.“

Jens Ihle, Geschäftsführer des Regionalmanagements Mittelhessen betonte die Besonderheit des Gemeinschaftsstandes: „Nach 15 Jahren auf der Expo Real ist mir in diesem Jahr besonders bewusst geworden, dass die starke Zusammenarbeit der Aussteller und ihre persönliche Verwurzelung in der Region einen großen Vorteil für Mittelhessen darstellen. Im Gegensatz zu überregionalen Finanziers und Investoren führt die Kenntnis des regionalen Markts zu schnellen und qualitativ hochwertigen Investitionen und somit zu einer positiven Entwicklung der Region bei Gewerbe- und Wohnimmobilien.“

Alle Aussteller des Gemeinschaftsstandes unter http://exporeal.mittelhessen.eu