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„Hier wird eindrucksvoll gezeigt,
was wir alles zu bieten haben“

Prof. Friedhelm Loh, RP Dr. Christoph Ullrich und Christian Piterek auf dem Stand von Rittal auf der Hannover Messe 2019

Sie gilt als weltgrößte Industrieschau: Gleich am ersten Tag der Hannover Messe hat Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich mittelhessische Unternehmen an ihren Ständen besucht. „Hier wird eindrucksvoll gezeigt, was wir in den fünf Landkreisen des Regierungsbezirks alles zu bieten haben“, sagt RP Ullrich. Im Fokus der Messe steht neben künstlicher Intelligenz, maschinelles Lernen sowie dem Mobilfunkstandard 5G vor allem das Thema Industrie 4.0. „Gerade wenn es um vernetzte Produktionsabläufe der Zukunft geht, sind unsere Firmen in Mittelhessen beeindruckend kreativ.“ Aussteller aus 75 Ländern präsentieren sich und ihre Produkte noch bis zum Freitag (5. April). Die Messe-Tour organisiert und begleitet hat Regionalmanager Christian Piterek von der Regionalmanagement Mittelhessen GmbH.

Der Rundgang begann am Stand der Firma Rittal. Für den Rundgang mit Regierungspräsident Ullrich hatte sich Prof. Friedhelm Loh, Inhaber und Vorstandsvorsitzender der Friedhelm Loh Group, zu der Rittal gehört, selbst die Zeit genommen und alle Neuheiten mit der ihm eigenen Art vorgestellt – visionär und bodenständig zugleich. „Wir haben das gesamte Kernportfolio erneuert und als System fit für Industrie 4.0 gemacht“, berichtet Friedhelm Loh. Damit zusammen hängt nichts Geringeres als eine Transformation des gesamten Unternehmens, um mit Digitalisierung die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens zu sichern und die der Kunden zu unterstützen.

Rittal ist als Systemanbieter für Schaltschränke, Stromverteilung, Klimatisierung, IT-Infrastruktur sowie Software und Service weltweit erfolgreich. Die Systemlösungen von Rittal sind in über 90 Prozent aller Branchen zu finden. „Das neue Werk wird vollständig nach Industrie 4.0-Strukturen ausgerichtet.“ Mit 250 Millionen Euro Gesamtinvestition entsteht derzeit in Haiger eine Smart Factory – die weltweit modernste Produktion von Kompaktschaltschränken.

„Wir stellen hier erstmals unsere Produkte aus dem neuen Werk vor, das im Laufe des Jahres die Fertigung zur vollen Kapazität hochfährt.“ Auch für einen erfahrenen Wirtschaftsprofi wie Friedhelm Loh ist diese Ausstellung ein besonderer Moment. Die Investition in Haiger ist zugleich ein Bekenntnis zum Standort Mittelhessen – und die fast 300 Arbeitsplätze im Werk: „Wir haben uns ganz bewusst entschieden, mit den Menschen, mit denen wir groß geworden sind, in die Zukunft zu gehen.“

In den neuen Fabrikhallen werden mit mehr als 100 neuen Hightech-Maschinen und Anlagenkomponenten hochautomatisiert rund 9.000 AX Kompaktschaltschränke und KX Kleingehäuse gefertigt – und zwar täglich. Rittal unterstützt die Wertschöpfung der Kunden im Steuerungs- und Schaltanlagenbau mit einer kompletten digitalen Kette, vom Engineering bis zur Auslieferung. Das Werk in Mittelhessen ist ein Pilotprojekt für die Umsetzung von Industrie 4.0 in der Praxis, das für das Unternehmen auch international als Vorbild dienen wird. Es wird zudem zukünftig immer stärker auch als Vorreiter und Referenz für das Potenzial der eigenen Produkte und Services rund um die Themen Industrial Internet of Things (IIoT) und Industrial Analytics mit Edge Computing und Cloud Services dienen.

Anschließend besuchte Dr. Ullrich und Pierek die A.Schüth GmbH mit Sitz in Schotten. Die A. Schüth GmbH ist spezialisiert auf die Fertigung von Dichtungen und Stanzteilen. „Das kann ein einziges Teil sein, es können aber auch bis 120 Millionen sein“, berichtet Geschäftsführer Udo Loos. Egal wie klein oder groß die Auflage: jedes einzelne Teil wird per Kameratechnik in der Produktion geprüft. Kaum etwas ist von der Stange: „Wir haben eine sehr hohe Individualisierung.“

Egal ob aus Schaumstoff bis hin zu Metall, für den Endkunden ist das Produkt praktisch unsichtbar, getreu dem Firmenmotto: Perfektion im Verborgenen. „Letztendlich sehen Sie die Dichtungen nicht, aber sie muss zu 100 Prozent verlässlich funktionieren“, berichtet Vertriebsleiter Andreas Luft. Zu finden sind die Dichtungen des Schottener Unternehmens mit seinen 120 Beschäftigten unter anderem in vielen Autos oder auch Kettensägen. „Wir haben viele junge Leute am Schottener Standort und unser Ziel ist es, die Arbeitsplätze langfristig zu erhalten“, ist dem Geschäftsführer die Sicherung von Nachwuchskräften ein besonderes Anliegen. 

Smart Electronic Factory e.V. – kurz SEF genannt – mit Sitz in Limburg ist ein Zusammenschluss aus Anlagenbauern, Spezialisten für Automatisierung, Soft- und Hardwareherstellern Consulting-Unternehmen und universitären Einrichtungen. „Die SEF ist ein Mutmacher für den Mittelstand, weil wir mit fast 30 mittelständischen Unternehmen wie Limtronik aus Limburg zeigen, wie Industrie 4.0 funktioniert“, erläutert Geschäftsführerin Maria Christina Bienek bei dem Rundgang mit dem RP. Damit passt der Zusammenschluss perfekt in das Programm der Hannover Messe. Ziel von Smart Electronic Factory ist es, vernetzte und optimierte Produktionsprozesse in die Praxis zu überführen, um Unternehmen für die digitale Zukunft zu machen. Dies zu ermöglichen, werden dauerhafte Entwicklungen verfolgt, sich an Forschungsprojekten beteiligt du und es findet ein reger Wissensaustausch unter den Mitgliedern statt.

Am Stand der Bender GmbH & Co. KG stellt eine kinoleinwandbreite LED-Fläche die Themen vor: Windkraftanlagen, eine Bohrinsel, ein OP-Saal bis zu ganzen Städten. Überall spielt die Stabilität der Stromversorgung eine wichtige Rolle in der Versorgung: „Wir decken weite Bereiche von Krankenhaustechnik über Industrie 4.0 bis Elektromobilität ab“, berichtet Bender-Geschäftsführer Markus Schyboll im Gespräch seinem Gast aus Gießen. Energie und die Frage, wie Strom sicher gemacht werden kann, ist das Thema bei Bender. Das Unternehmen schützt mit seinen weltweit 700 Beschäftigten und Produkten Maschinen, Anlagen und komplette Gebäude.

Eine Spezialistin auf einem anderen Gebiet ist die Watz Hydraulik GmbH aus Lollar. Seit fast 50 Jahren werden in dem Lollarer Unternehmen Hydraulikanlagen konstruiert und hergestellt – von Serienprodukten bis individuellen Lösungen. Diese werden unter anderem in der Autoproduktion, im Brückenbau oder auch in Kokereien eingesetzt. In Hannover ist ein hydraulischer Prüfstand der Blickfang am Stand. Damit werden Produkte im Kundenauftrag bis zur millionenfachen Belastung getestet und die Entwicklung bis zur Inbetriebnahme begleitet. „Dadurch kann sichergestellt werden, dass das jeweilige Produkt auch den höchsten Qualitätsansprüchen gerecht wird“, erläutert Christine Stevenson, Geschäftsführerin der Faudi GmbH, Filteranlagenspezialist aus Stadtallendorf, der seit 2006 zur Watz Gruppe gehört. Beide Unternehmen arbeiten an vielen Schnittstellen eng zusammen und stellen sich deshalb mit ihren Produkten auch gemeinsam vor. 

„Unser Thema ist das Speichern von Energie, indem wir Gas komprimieren“, berichtet Geschäftsführer Frank Fuchs, Roth Hydraulics (Biedenkopf) an dem Stand, an dem bauchige und längliche Formen die Hauptrolle spielen. 100 Beschäftigte arbeiten in dem Unternehmen in Biedenkopf, das seit 2014 in China und seit drei Jahren in den USA mit Tochtergesellschaften aktiv ist. Seit 60 Jahren sorgen die Speichersysteme aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf weltweit für einen sicheren Betrieb im Anlagenbau. Diese Geräte können, je nach Umfang und Besonderheit, von 75 bis 2,5 Millionen Euro kosten.

Ein Beispiel für einen spektakulären Einsatz: Die weltgrößte Achterbahn in der Ferrari-World in Abu Dhabi wird mit der Technik von Roth Hydraulics beschleunigt. „Wir haben viele spannende mittelständische Unternehmen in den fünf Landkreisen des Regierungsbezirks, wir reden aber viel zu wenig darüber“, sagt Christoph Ullrich im Gespräch, in dem er sich über die technische Idee hinter dem Unternehmen informiert. Geschäftsführer Fuchs beschäftigt noch ein ganz anderes Anliegen: „Die Sicherung von Fachkräften und die Infrastruktur wie die digitale Anbindung sind für uns große Themen.“

„Die Firmenbesuche haben gezeigt, Mittelhessen ist nicht nur in der industriellen Produktion stark. Die Unternehmen bieten auch besondere Lösungen an, die für unser alltägliches Leben wichtig sind“, sagt Regionalmanager Piterek. Wichtige Themen seien Fachkräfte als wesentlicher Baustein für den Erfolg der Unternehmen sowie die weitere Umsetzung der digitalen Transformation gewesen. „Deshalb engagiert sich das Regionalmanagement Mittelhessen besonders in diesem Bereich.“