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Mittelhessen auf der Expo Real
Megathema Wohnraum

Mittelhessischer Gemeinschaftsstand auf der Expo Real in München - Gruppenbild mit Standpartnern und Sponsoren (Foto: Tilman Lochmüller)

Drei Unterschriften, zwei Minister und ein Megathema: Wohnraum - Bedeutung des mittelhessischen Gemeinschaftstandes auf der Expo Real 2017 weiter gewachsen

Wie man an bezahlbare Wohnungen kommt, treibt die Menschen quer durch alle Landkreise Mittelhessens um. Fehlendes Bauland sowie die hohen Grundstückspreise erschweren den Neubau, zugleich gibt es vor allem im ländlichen Raum Leerstand und den Trend, in Stadtkernen zu wohnen. Aufgrund der Niedrigzins-Situation sorgt freies Kapital dafür, dass die Immobilienwirtschaft boomt, was auch am mittelhessischen Gemeinschaftsstand auf der Expo Real deutlich zu spüren war. Unter dem Dach des Regionalmanagements stellten 26 kommunale und privatwirtschaftliche Standpartner vom 4.-6. Oktober auf der internationalen Immobilien-Messe in München ihre Angebote und Dienstleistungen vor und zogen ein durchwegs positives Fazit. Die Bedeutung der Leitmesse wurde durch den Besuch von zwei hessischen Ministern und drei Unterschriften am Stand unterstrichen.

„Heute war ein besonderer Tag, denn für ein Tochterunternehmen der Limburger Bauunternehmung Albert Weil AG konnten wir nach über eineinhalb Jahren Vorarbeit einen Mietvertrag für die Errichtung eines modernen REWE-Vollsortimenters in Kamp-Bornhofen unterzeichnen“, berichtet Nina Hildebrandt und ergänzt: „Wir sind sehr stolz auf den Abschluss und die Gespräche auf der Expo Real haben wesentlich dazu beigetragen, dieses Geschäft zu einem Erfolg zu führen.“

„Wir haben aus der Bürgerbeteiligung das Thema Lauf- und Sichtachse zwischen Bahnhofstraße und Uferweg an der Lahn als Hausaufgabe mitgekriegt“, erklärt Harald Semler, Bürgermeister der Stadt Wetzlar. „Dafür benötigen wir Flächen, die im Privatbesitz des Eigentümers sind, dem auch der Lahnhof gehört. Uns ist es gelungen, dass wir auf der Messe eine Absichtserklärung auf den Punkt gebracht und die Unterzeichnung vollzogen haben. Die Fläche orientiert sich, was die Preisfindung angeht, an dem Bodenwert, das ist also nicht überzogen. Und auch bei der Flächenbenennung sind wir weiter. Ich bin sehr dankbar, dass wir diesen entscheidenden Schritt hier auf den Weg bringen konnten.“ Außerdem habe er die direkten Nachbarn zum Lahnhof miteinander ins Gespräch bringen können. „Das wäre woanders als auf der Messe gar nicht möglich gewesen.

„Wir haben einen erfolgreichen Geschäftsabschluss mit einem Gießener Unternehmen für die Wetterau getätigt“, berichtet Gunter Thias, in Gießen ansässiger Bereichsleiter Mittelhessen der Hessischen Landgesellschaft (HLG), und ergänzt: „Wir sind mit unserem Auftritt und der Resonanz sehr zufrieden, unsere Erwartungen haben sich deutlich erfüllt. Die Messe bietet von der Vielzahl der Gespräche eine Riesenbreite. Wir sind sehr begeistert und kommen auf jeden Fall nächstes Jahr wieder. Der Gemeinschaftsstand ist ganz wichtig für uns.“

Landrat Manfred Michel konnte dem zustimmen: „Man sieht es ja schon am Besuch: Die Bedeutung für alle Beteiligten ist schon enorm. Ich denke, der Stand wird immer mehr angenommen.“ Neben dem Engagement in Mittelhessen sind die Landkreise Gießen und Limburg-Weilburg auch bei der FrankfurtRheinMain GmbH (FRM) aktiv: Michel erklärt: „Wir erwarten uns davon positive Aspekte, die bekommen wir auch permanent.“ Der Kreis gehöre zum erweiterten Rhein-Main-Gebiet: „Wir sind offen für Mittelhessen, sind aber genauso offen für FRM.“ Die Gießener Landrätin Anita Schneider ergänzt: „Wir wollen im internationalen Marketing mit bei Rhein-Main dabei sein. Trotzdem wollen wir uns weiterhin als Wirtschaftsstandort in Mittelhessen profilieren. Wir sind sozusagen in einer Doppelstrategie unterwegs.“

Ein wichtiges Thema für alle Aussteller war der Wohnungsbau, hier gibt es ganz unterschiedliche Strategien. Schneider erläutert, dass der Landkreis Gießen zu diesem Zweck zusammen mit neun Kreiskommunen die Soziale Wohnungsbau und Strukturförderung im Landkreis Gießen (SWS GmbH) gegründet habe. Die Landrätin erwartet sich davon eine gemeinsame Strategie für Flächen, Siedlungen und Wohnungen. „Wir haben einen Wohnungsneubau-Bedarf, aber den müssen wir klug entwickeln. Insofern werden wir ganz intensiv auch mit den privaten Investoren zusammenarbeiten, weil wir sind keine neue Baugesellschaft.“ Michel erläutert sein Konzept: „Wir stehen kurz vor einem Beschluss, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Und da sind wir auf einem guten Weg. Damit sind wir Vorreiter in Hessen, was bezahlbaren Wohnraum für junge Paare, für Ältere und Alleinstehende angeht. Ich glaube, dass wir da ein gutes Beispiel geben können.“

Der mittelhessische Gemeinschaftsstand - Blick vom Konferenzbereich in der oberen Etage (Foto: Tilman Lochmüller)
Der mittelhessische Gemeinschaftsstand - Blick vom Konferenzbereich in der oberen Etage (Foto: Tilman Lochmüller)

Landrätin Kirsten Fründt war zusammen mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises vor Ort: „Für uns ist die Teilnahme sehr wertvoll, weil die Messe eine Plattform ist, wo Sie alle mittelhessischen Player an einem Ort haben.“ So könne man schnell ins Gespräch kommen und Projekte neu andenken. Der Gemeinschaftsstand habe einen konkreten Nutzen: „Sie werden anders wahrgenommen, wenn Sie an einem Gemeinschaftsstand sind. Für uns als Landkreis, aber auch als Universitätsstadt Marburg ist es sehr wichtig, Präsenz zu zeigen.“ Für die Hessische Landesregierung zeigten gleich zwei Minister Präsenz. Für Hessens Finanzminister Dr. Thomas Schäfer bietet die Fachmesse für Hessen einen idealen Rahmen, um sich zu präsentieren: „Wir Hessen werben nicht nur gerne, sondern vor allen Dingen auch voller Überzeugung für uns. Denn unser schönes Bundesland hat viel zu bieten. All das werfen wir derzeit in die Waagschale, um am Ende einer der Profiteure des Brexits zu werden.“

Neben den acht kommunalen Ausstellern – erstmals waren alle fünf mittelhessischen Landkreise in München – hatten sich 18 Unternehmen für eine Standpartnerschaft entschieden, darunter auch die Volksbank Mittelhessen. Die Gefahr einer so genannten Immobilienblase sei in Mittelhessen nicht gegeben, ist sich Dr. Peter Hanker, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Mittelhessen sicher: „Im Gegensatz zu einigen Ballungsräumen können wir aus Sicht der Volksbank Mittelhessen in unserer Region keine Blasenbildung, keine Überhitzung und auch keine nennenswerten wirtschaftlichen Aktivitäten von spekulativ motivierten Immobilienkäufen feststellen. Im Gegenteil, die von uns finanzierten Bauträgermaßnahmen münden nahezu immer im kleinteiligen Verkauf an nachhaltig investierende Investoren.“ Dass das nicht immer einfach sei, berichtetet Daniel Beitlich von der Revikon GmbH: „Niemand hat etwas zu verkaufen, jedenfalls nicht zum vernünftigen Marktpreis. Jeder ist glücklich, weil die Geschäfte gut laufen, aber es gibt relativ wenig Geschäft, weil wenig Fläche da ist.“ Er habe mit seinen Konversionsflächen Glück: neben dem Gießener Gewerbegebiet alter Flughafen mit fast 1 Mio qm sei er seit drei Monaten Eigentümer der ehemaligen Kaserne in Babenhausen mit 600.000 qm. Auch die Verantwortlichen der Limburger Amadeus Group stimmen zu: „Wir können unsere Aufgaben als Investoren kaum erfüllen, der Markt an Grundstücken ist leer gefegt“, erklärte Geschäftsführer Volker Deifel. Dirg Parhofer ergänzt: „Es gibt zu wenig Grundstücke mit zu vielen Nachfragern. Es ist eine große Aufgabe für Kommunen, neue Grundstücke auf den Markt zu bringen!“ Auch der Vogelsberg habe noch Flächen, berichtet der erste Kreisbeigeordnete Dr. Jens Mischak: „Wenn auch nicht so viele, wie wir uns wünschen würden. Die liegen vor allem entlang der Autobahn A5, da merken wir, dass auch die Nachfrage aus dem Rhein-Main-Gebiet zunimmt. Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahren auch Flächen für Industrie- und Gewerbeansiedlung auszuweisen. Wir hatten eine große Ansiedlung in Mücke mit einem Tiefkühlunternehmen, die haben großen Flächenbedarf, da müssen wir dafür sorgen, dass wir Reserven haben.“

Gerade bei einem knappen Angebot an Bauflächen wird es immer schwieriger, durch ein Bieterverfahren einen Grundstückspreis zu erzielen, der preisgünstigen Wohnraum überhaupt zulässt. Hier setzt die Konzeptvergabe an. Indem Kommunen ihre Grundstücke an diejenigen vergeben, die das beste Nutzungs-Konzept anbieten und nicht den höchsten Preis nennen, kann sie die Grundstücksentwicklung und Bebauung mitgestalten. Damit warb die Hessische Wohnungsbauministerin Priska Hinz bei der Wohnungswirtschaft, der Immobilienbranche und Kommunen für einen schnellen Ausbau der Wohnraumkapazitäten in Hessen. „Wir benötigen jedes Jahr 37.000 zusätzliche Wohneinheiten in Hessen. Diese Kraftanstrengungen können wir nur gemeinsam meistern. Darum haben wir in Hessen die Allianz für Wohnen gegründet, die sehr erfolgreich und produktiv arbeitet“, so Hinz weiter. Fehlendes Bauland ist nach Ansicht vieler Experten das entscheidende Hindernis für eine stärkere Wohnungsbautätigkeit. Dabei sind genügend Flächen für den Wohnungsbau regionalplanerisch gesichert. „Hier haben wir erkannt, dass wir Kommunen noch besser unterstützen können. Mit der Baulandoffensive Hessen hat die hessische Landesregierung daher ein Instrument geschaffen, mit dem Wohnungs-Bauland besser und schneller entwickelt werden kann“, sagte Hinz. Die Baulandoffensive Hessen werde durch die beiden mehrheitlich landeseigenen Unternehmen, die Nassauische Heimstätte (NH) und die Hessische Landgesellschaft (HLG), getragen.

Geschäftiges Treiben am Mittelhessen-Stand am ersten Messetag (Foto: Tilman Lochmüller)
Geschäftiges Treiben am Mittelhessen-Stand am ersten Messetag (Foto: Tilman Lochmüller)

Für die Limburger Vertreter waren natürlich das ICE-Gebiet und das Mundipharma-Gelände von Belang. Walter Gerharz von der Wirtschaftsförderung Limburg-Weilburg-Diez berichtete: „Es werden gezielt strukturierte Gespräche geführt, ich stehe im engen Kontakt mit der Mundipharma-Geschäftsleitung. Es gab auf der Messe Kontakte, die gebe ich weiter.“ Bürgermeister Dr. Marius Hahn ergänzt: „Wir sind ein Top-Standort, hervorragend erschlossen, direkt an der A3 und nah am ICE-Bahnhof, da wird es sicher eine Nachfolge geben. Ob natürlich die hochwertigen Arbeitsplätze im Pharmabereich dort zu halten sind, das wird sich zeigen. Aber da führe ich auch Gespräche.“ Für Jörg Fischer von der Gesellschaft für Handel und Immobilien (GHI) war die Messe sehr positiv: „Ich bin froh, wie jedes Jahr auf dem sehr gut besuchten Gemeinschaftsstand zu sein, und von dem Flächenmangel nicht so betroffen zu sein. Die Projekte, die wir haben im Bereich Pflege, betreutes Wohnen, Gewerbe und Einzelhandel, wollen wir zeitnah auf den Weg bringen.“ Als Beispiel nennt er ein Pflegeheim in Herborn, eine Quartierslösung in Rosbach und eine Studentenwohnanlage in Wiesbaden.

Mit neuen Möglichkeiten in der Flächensuche für den Gewerbestandort Hessen befassten sich die Wirtschaftsförderungen: die Hessen Trade & Invest (HTAI) hatte zusammen mit den regionalen Wirtschaftsförderungen zu einer Podiumsdiskussion eingeladen, an der auch Jens Ihle, der Geschäftsführer für Mittelhessen, teilnahm und den Standort vorstellte. „In Mittelhessen wird kräftig investiert, sei es in die wachsenden Hochschulen, die vor allem mittelständischen Unternehmen, aber auch im Wohnungsbau entwickeln sich alle Landkreise.“ Für den Mittelhessen-Stand bilanzierte er: „Die Aussteller bilden ein regionales Netzwerk mit starker Wertschöpfung in der Region und darüber hinaus.“ Die heimischen Investoren würden auch in der Region investieren und danach attraktive Pakete zum Teil nach außen geben. „Der Stand entwickelt sich immer mehr zum Treffpunkt konkreter Anfragen.“ So verwunderte es auch nicht, dass dieses Jahr neben der Albert Weil AG zwei weitere Unterschriften am Stand erfolgten: Die Stadt Wetzlar unterzeichnete eine Absichtserklärung für eine innerstädtische Entwicklung, die Hessische Landgesellschaft tätigte einen erfolgreichen Geschäftsabschluss mit einem Gießener Unternehmen für die Wetterau.

Die Expo Real, internationale Fachmesse für Immobilien und Investitionen, ist die Messe für Networking bei branchen- und länder-übergreifenden Projekten, Investitionen und Finanzierungen. Sie bildet das gesamte Spektrum der Immobilienwirtschaft ab und bietet jedes Jahr eine internationale Networking-Plattform für die bedeutenden Märkte von Europa über Russland, den Mittleren Osten bis in die USA. 2016 kamen 39.101 Teilnehmer aus 77 Ländern und 1.768 Aussteller aus 29 Ländern auf das Gelände der Messe München.

Weitere Informationen auf http://exporeal.mittelhessen.eu