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Hessischer Gründerpreis
zu Gast in Mittelhessen

Die Gastgeber_innen und Referent_innen im regen Austausch
Die Gastegeber_innen und Referent_innen (v.l.n.r. Elisabeth Neumann, Antje Bienert, Verena Krakau, Christoph Seipp, Prof. Monika Schuhmacher, Benjamin Stuchly, Oliver Philipps)

Der Hessische Gründerpreis zu Gast beim Gründerstammtisch Gießen - Preisträger, Bewerber und Experten berichteten

Der Gründerstammtisch Gießen ist bereits ein fester Termin in der hiesigen Gründungsszene. In der virtuellen Mittelhessen Edition am vergangenen Mittwoch drehte sich alles rund um den Hessischen Gründerpreis. Durch die Veranstaltung führte Projektleiterin Elisabeth Neumann. Der Gründerstammtisch Gießen wurde vorgestellt durch die Geschäftsführerin des TIG, Antje Bienert; gefolgt von einem Expertinnenbeitrag von Prof. Dr. Monika C. Schuhmacher, Leiterin des Entrepreneurship Cluster Mittelhessen (ECM), zum Thema „Sich als Startup sichtbar machen“.

Die mittelhessischen Preisträger Christoph Seipp von Kolter GmbH und Oliver Philips von muli-cycles berichteten anschließend über ihre Erfahrungen, ihren Nutzen und die Chancen, die ihnen der Preis offenbart hat. Verena Krakau von Cognilize gehört zu den diesjährigen Bewerberinnen aus der Region und erzählt, wieso sie als Gründerin unbedingt teilnehmen möchte. Abschließend informierte Benjamin Stuchly, Ökosytemmanager des EU-geförderten Projektes Digital-Gründung-Innovation Mittelhessen (DiGIMit), über die Gründungsregion Mittelhessen.

„Freut euch auf spannende Menschen und Geschichten“, so eröffnete Projektleiterin Elisabeth Neumann die Veranstaltung. Es ist ihr ein Anliegen, Gründer_innen und deren Geschichten sichtbar zu machen. TIG-Geschäftsführerin Antje Bienert will insbesondere mittelhessische Startups motivieren, sich für den Hessischen Gründerpreis zu bewerben. Sichtbarkeit sei ein zentrales Thema in der Startup- und Gründungsszene, dies unterstützte auch Prof. Dr. Monika C. Schuhmacher, Leiterin des ECM.

Startups haben besonders zwei große Probleme, so Schuhmacher, sie seien unbekannt, was zu Unsicherheit ihnen gegenüber führe; weiterhin fehle das Vertrauen in sie. Viele Wege führen dazu, den Bekanntheitsgrad zu steigern und sichtbar zu werden; erklärte sie. Pressearbeit sei hierbei ein wichtiger Faktor, besonders bei der Teilnahme an oder der Ausrichtung von Events. Hier gelte es insbesondere, den Neuheitscharakter des Startups hervorzuheben. Dies steigere das Interesse der Leser_innen und sorge für Aufmerksamkeit. Social Media sei ebenfalls ein kostengünstiger Weg, sichtbarer zu werden. Dort spielen Business-Profile und Strategien eine ausschlaggebende Rolle. Abschließend betonte sie die Wichtigkeit von Pitch-Events, um sich als Startup vorzustellen und seine Story kurz und prägnant zu erzählen. Pitch Events bieten darüiber hinaus ideale Gelegenheiten zum Netzwerken, daher sollte man sich vorher im Detail informieren, wer vor Ort sein wird und mit wem man unbedingt sprechen möchte. Pitch-Events bringen Aufmerksamkeit. Besonders Gründungspreise sind hervorzuheben, da sie in der öffentlichen Wahrnehkung oft als Gütesiegel für ein Startup angesehen werden. Prof. Dr. Schuhmacher betonte an dieser Stelle die phänomenale Unterstützung für Gründende durch den Hessischen Gründerpreis mit seinen zahlreichen Medienpartnerschaften und der damit verbundenen Reichweite.

Kolter-Gründer Christoph Seipp konnte den Preis 2016 in der Kategorie „Mutige Gründung gewinnen. Dies war nicht seine erste Teilnahme am Wettbewerb; Seipp arbeitet nach der Devise „hartnäckig sein, nervig sein“ und er sollte dafür belohnt werden. Damals sei es sein erster Pitch gewesen und er habe viel mitgenommen, Ruhm und Ehre, aber auch ein gutes Netzwerk, das durch Nachhaltigkeit und Langfristigkeit glänzt. Presse- und Radiobeiträge seien enorm wichtig gewesen. Er rät daher „backt medial große Brötchen“. Dies tat Seipp mit dem Weltrekord-Picknick, welches für große Aufmerksamkeit sorgte. Einen weiteren Volltreffer landete er mit dem Tatort-Kolter. Er verloste zwei dieser Kolter in Kooperation mit der ARD und bekam deutschlandweit mediale Aufmerksamkeit. Nicht jede Aktion werde ein voller Erfolg, aber man muss es versuchen. Dreistigkeit und Hartnäckigkeit seien hier oft der Schlüssel.

Oliver Philipps von muli-cycles war Preisträger im letzten Jahr in der Kategorie „Gesellschaftliche Wirkung“. Das sei besonders erfreulich gewesen, da der Preis auf das gesellschaftliche Modell dahinter abziele und Faktoren wie faire Arbeitsbedingungen und geringe Transportwege belohne. Neben dem Hessischen Gründerpreis konnte muli-cycles weitere Preise gewinnen. Zunehmend erhöhte sich die Sichtbarkeit und Vertrauen für sein Unternehmen. Trotz Corona übersteigt die NAchfrage derzeit das Angebot, obwohl die Produktion zunehemend weiter ausgebaut wird. Philipps sagte, im PR-Bereich sei noch einiges an Möglichkeiten offen, allerdings wäre es momentan nicht notwendig, dort aktiv zu werden. muli-cycles funktioniere vor allem durch Mundpropaganda, da das Produkt auf der Straße sichtbar sei und so überzeuge. Begeisterte Kunden seien ebenfalls ein wichtiger Faktor für den Erfolg. Philipps profitierte vom Pitch Training beim Hessischen Gründerpreis. Sein Tipp an alle Bewerber_innen: plant, wenn möglich, zeitliche Reserven ein vom ersten bis zum letzten Termin, da sich spontane Optionen für Messeteilnahmen oder andere Veranstaltungen ergeben können und man den generellen zeitlichen Aufwand nicht unterschätzen sollte.

Verena Krakau von Cognilize gehört zu den diesjährigen Bewerberinnen. Ihr Startup nutzt VR & AR um sportspezifische Entscheidungsprozesse zu verbessern. Nun möchte sie ihre Bekanntheit über die Sportbranche hinweg steigern. Die Idee dahinter: ein Top-Athlet unterscheidet sich im Kognitiven von anderen, er ist in der Lage sein Umfeld wesentlich schneller wahrzunehmen und hat eine sehr gute Antizipation auf die Handlungen des Gegenüber. Diese Fährigkeit kann man trainieren, wie Studien belegen; dafür hat Cognilize ein System entwickelt, mit dem unabhängige Entscheidungsszenarien außerhalb des Mannschaftstrainings trainiert werden können. Ultrarealistische, virtuelle Gegenspieler_innen und eine Echtzeit-Analyse der Entscheidungen mithilfe eines Eye Trackers sorgen für eine präzise Trainingsmöglichkeit, die Spieler_in und Trainer_in anschließend auswerten können. Der Trainer_innenstab kann so auch sein gesamtes Team untereinander vergleichen. Cognilize bietet Möglichkeiten für Scoutings und das Training von Neuzugängen, aber auch im Reha-Bereich. Es wird bereits erfolgreich in den Profi-Ligen im Fußball, Basketball und College-Football eingesetzt. Die Vision des Startups sei es, so flächendeckend wie möglich zu agieren und das System für kleine Vereine kostengünstig zur Verfügung stellen zu können.

Benjamin Stuchly, Ökosystemmanager Digital - Gründung - Innovation (DiGIMit), stellte die Gründerregion Mittelhessen vor und betonte, „Ich kann euch nur motivieren in diese Gründungsszene einzutauchen“. Die Region bietet dafür viele Angebote, insbesondere das Startup Weekend Mittelhessen am 06.-08. November 2020 biete hier großartige Optionen, auch für diejenigen, die noch keine konkrete Idee oder kein Team an ihrer Seite haben. Prof. Dr. Schuhmacher unterstützte dies, sie habe selbst in einem Startup mitgearbeitet, bevor sie selbst zur Gründerin wurde. Die 10 besten Ideen werden weiterbegleitet. Eine Erfolgsgeschichte ist GraphCMS, doch auch muli-cycles war bereits Teilnehmer des Startup Weekends Mittelhessen. Stuchly schloß mit den Worten „Vielen Dank, dass wir als Co-Organisatoren dabei sein durften, danke an alle Inputgeber. Ich kann jedem nur empfehlen, sich beim Hessischen Gründerpreis zu bewerben. Der Sieg muss nach Mittelhessen gehen, da sind wir uns alle einig“.

Das Bewerbungsformular gibt es online unter: https://hessischer-gruenderpreis.de/mitmachen/mitmachen

 Das Finale des Hessischen Gründerpreises findet am 27. November 2020 in der Stadthalle Kassel statt. Eine Online-Zuschaltung wird möglich sein, doch auch Präsenz vor Ort ist gerne gesehen – soweit es die Hygienevorschriften zulassen.