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Praxisbeispiele für Zugänglichkeit
im Tourismus in Teneriffa

Gruppenbild inklusive der acht hessischen Teilnehmer im Rathaus von La Orotava und die vier Praxisbeispiele: TITSA-Bus (links oben), der Weg der Sinne im Anagegebirge (rechts oben), Schiffsanleger an der Tenohalbinsel (links unten) und der barrierefreie Wanderweg am Teide (rechts unten, Fotos: Manuel Heinrich)

Im Rahmen des EU-geförderten Projektes "Thematic Trail Trigger" (ThreeT) tauschen sich acht europäische Regionen zu ihren Themenrouten aus, lernen sich kennen und voneinander. Im Jahr 2019 und im Januar 2020 finden insgesamt acht Studienbesuche statt, an denen das Regionalmanagement Mittelhessen als Partner zusammen mit Interessensvertreter aus der Region teilnehmen. Vor Ort werden gute Praxisbeispiele aus den vier Dimensionen Infrastruktur und Service, sanfte Mobilität, Information und Kommunikation sowie Management und Steuerung besucht. Vom 20.-24. Januar 2020 war eine achtköpfige Gruppe aus Hessen zum Erfahrungsaustausch in Spanien, der von dem öffentlichen Busunternehmen TITSA (Transportes Interurbanos de Tenerife) organisiert wurde. Die Aktiengesellschaft gehört dem Cabildo Insular de Tenerife (Inselrat von Teneriffa) und ist - gemessen an der Anzahl der Fahrzeuge - die fünftgrößte Spaniens. Der Schwerpunkt der Praxisbeispiele lag deswegen auf Mbilität und Zugänglichkeit für alle Zielgruppen.

Der Studienbesuch führte zu folgenden Praxisbeipielen:

  • Die Arbeitsweise von TITSA erfuhren die Teilnehmer gleich in mehrfacher Hinsicht: In Zusammenarbeit mit SINPROMI, der Insel-Vertretung zur Förderung von körperbehinderten Personen, werden immer mehr Busse barrierefrei gemacht: 99% der Stadt- und derzeit 70% der Überlandbusse sind vollständig zugänglich für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Zusätzlich wird die Flotte nach und nach auf Euro 5 Standard umgestellt, einen der ersten Hybrid-Busse konnte die Gruppe selbst in Augenschein nehmen. Seit wenigen Jahren anaylsiert TITSA (2019 fuhren die Busse 35,5 Millionen Kilometer auf 180 Linien mit 610 Fahrzeugen und 3.800 Haltestellen, sie bewegten dadurch rund 45 Millionen Passagiere auf 1.9 Millionen Fahrten) seine Daten mit einer eigenen "Big Data"-Abteilung, um sein Angebot weiter zu optimieren. Alle Busfahrer werden regelmäßig in Bus-Simulatoren geschult, die auch den Teilnehmern offen standen.
  • Die Insel Teneriffa ist vulkanologischen Ursprungs und hat mit dem Vulkan Teide (3.718m) im Zentrum den höchsten Berg Spaniens. Diese Touristen-Attraktion ist auf der obersten Ebene durch einen Nationalpark streng geschützt, muss aber trotzdem mit vielen Tausend Besuchern zurecht kommen. Im Besucherzentrum konnten die europäischen Partner die Strategien für die Erreichbarkeit - unter anderem mit einer Seilbahn zum Gipfel - kennenlernen und einen barrierefreien Wanderweg beschreiten. Auch wenn TITSA den Nationalpark mit mehreren Linien mehrfach am Tag erschließt, steueren die meisten Touristen das Gebiet mit Meitwagen an.
  • Die Ausläufer des Vulkangebirges im Osten und Westen waren das Ziel am zweiten Tag des Studienbesuches: das Anagagebirge im Osten ist sehr steil und hat ein feuchtes Klima sowie einen Lorbeerwald und wie der Rest der Insel zahlreiche endemische Pflanzen und Tiere. Diese einzigartige Landschaft zu erleben und zu bewahren ist Aufgabe des Landschaftsparkes, der ein Infozentrum und mehrere Wanderwege betreibt. Am "Cruz del Carmen" besichtigten die Partner den "Weg der Sinne", einen ebenfalls barrierefreien Wanderweg, der auf Plattformen in das unwegige Gelände und in die Baumwelt führt. Auch hier ist der Individualverkehr und -Tourismus ein Problem, für das an Lösungen gearbeitet wird.
  • Für die Ausläufer des Teno-Gebirges im äußersten Westen konnte so eine Lösung gefunden werden: die Straße, die die Halbinsel mit einem Leuchtturm erschließt, ist ausschließlich für Busse zugänglich, das Ticket kostet einen symbolischen Euro. Von der Landspitze kann man die Fauna des Meeres erkunden, Schiffe mit spezieller Zulassung und geschultem Personal erkunden die Vorkommnisse von Pilotwalen und Delfinen zwischen Teneriffa und der Nachbarinsel La Gomera.  Die Teilnehmer hatten das Glück, eine Delfin-Schule beim Fischen beobachten zu können.

Aus Hessen waren Vertreter aus der Vulkanregion Volgelsberg sowie der Lahn-Dill-Region und dem Umweltministerium dabei, die zahlreiche Anregungen mitnehmen und geben konnten. Der Austausch der acht Regionen war sehr lebhaft und im anschließenden Workshop wurden die erlebten Highlights, die Erfahrungen, aber auch Verbesserungsvorschläge und übertragbare Elemente festgehalten und dokumentiert.
Video von TITSA (auf spanisch):